Geräte für das Laboratorium

Der Text stammt von der Webseite des Forschungskreises Alchemie, wo noch weitere interessante Artikel zu Spagyrik und Alchemie zu finden sind.

(aus Hermes Nr. 6, Copyright 1994 by Karl Hollerbach)

Geräte-Liste – ein Vorschlag

Immer wieder werden wir nach einer sinnvollen Grundausstattung für ein alchemistisches Labor gefragt. Diese Frage läßt sich natürlich nicht allgemeingültig beantworten – viel zu groß ist die Vielfalt an möglichen Prozeduren, die man mit sehr unterschiedlichem Perfektions-Anspruch durchführen könnte. Man kann ein Heidengeld ausgeben, kann ohne große Mühe eine Laborausstattung von EUR 5.000 zusammenkaufen und damit letztenendes weniger erreichen, als ein anderer, der sich für EUR 350 eingerichtet hat.

Es kommt halt, wie in so vielen Bereichen, nicht auf die großartige Technologie an, sondern viel mehr auf die Kreativität, das Einfühlungsvermögen des Laboranten. Mir fällt dazu immer eine Parallele aus dem Bereich des Zen ein. Wenn wir uns eine Querflöte der klassischen Musik ansehen: ein technisches Wunderwerk mit einer Vielzahl von Klappen, Hebeln, Kork- und Filzdämpfern, Halteknebeln, meist aus Silber. Kostenpunkt wenige hundert DM für ein einfaches »Gerät«. Aus Japan als Kontrast die Shakuhachi: ein einfaches, durchgehend offenes Rohr ohne Mundstück. Aus Bambus, nur versehen mit einer speziell geschnittenen und polierten Anblasekante und fünf Grifflöchern. Für rund DM 500 bekommt man schon ein akzeptables Instrument, für ein Meisterinstrument zahlen Sie ohne weiteres auch DM 10.000. Aber hier wird jede einzelne Flöte individuell aus einer Bambusrohr-Basis geschnitten. Die Abstände der Knoten (deren Trennwände ja innen spurlos weggeschliffen werden) folgen kosmischen Regeln. Vorbereitung, Lagerung und Fertigstellung dauern zwei bis drei Jahre.

So muß der Musiker seine eigene Kunstfertigkeit an diesem Instrument entwickeln – ohne irgend eine technische Hilfe. Er muß lernen, diese Flöte nicht zu blasen, sondern zu atmen. Auch dies ein Prozeß, der über Jahre geht. Diese Musik kann dann ihren Weg direkt zu unserer Mitte, unserem Herzen finden. Genauso wie die Musik auf ihrer islamischen Schwester, der Ney.

Also: was braucht man wirklich? Die Liste gibt Hinweise für Gerätschaften, die beim Arbeiten mit Pflanzen in »haushaltsüblichen« kleinen Ansätzen ausreichen. Das heißt, ca. 100—250 g Pflanzenteile und Flüssigkeitsmengen von maximal 1,5 l.

Als Grundlagen

Heiz- und Kühlmöglichkeit:

Die möglichen (und notwendigen) Heizmöglichkeiten sind äußerst vielfältig. Ich kann hier nur einige Anregungen geben:

  • Luftbad im Wärmeschrank, auch selbstgebaut mit einer geregelten Glühlampe oder einem Heizkissen (zum Beispiel für längere Digestionen)
  • Mit Wasser-, Öl-, Asche- und Sandbad auf einer Elektroplatte oder Gasflamme kann man fast alle Hitzegrade erreichen und gut langfristig halten. Es entstehen fast keine Gerätekosten, da man alte Kessel als Badbehälter verwenden kann. Als Füllung für die Heizbäder verwendet man zum Beispiel Pflanzenöl, Frittierfett oder auch das teure, aber höher hitzefeste Silikonöl. Für Sandbäder am besten gut gewaschenen Quarzsand.
  • Elektrische Heizhauben bieten saubere Arbeitsmöglichkeit und lassen sich hervorragend regeln (auch durch externe Regeltrafos), kosten aber einige Hunderter.
  • direkte Gasflamme: auch Campingkocher, Spiritus- und Benzinkocher gehen, liefern aber sehr verschieden lange und viel Energie.
  • Schmiedefeuer für hohe und höchste Temperaturen (eher in der Mineral- und Metallarbeit, aber auch zum Beispiel bei bestimmten Arbeiten mit Tartarus.
  • Ideal ist ein alter Küchenherd oder auch einer der modernen Kaminöfen mit Sichtfenster. Ersterer eignet sich hervorragend für alle Arbeiten mit hoher und mäßiger Hitze, der Kaminofen ist sehr praktisch, wenn man innerorts kalzinieren will: Gefäß mit dem Kalziniergut direkt oder auf einem Dreibein, offen oder mit Drahtnetz oder Deckel auf die Glut stellen (nicht mit der offenen Flamme arbeiten) – nach 15 Minuten ist oft schon alles zur hellgrauen Asche kalziniert!
  • Glühofen, zum Beispiel Emaillierofen, Töpferofen. Muffelöfen aus dem Laborbedarfshandel bringen ähnliches, sind zum Teil gegen aggressives Material besser geschützt – kosten aber ein Mehrfaches.

Zum Kühlen verwendet man heute meist fließendes Wasser. Ich benutze hierzu, um Trinkwasser zu sparen, seit Jahren einen Kanister bzw. Tank (schon mit 25 l kann man mehrere Stunden kühlen!) in Verbindung mit einer kräftigen Aquarien- oder einer Springbrunnenpumpe. Aber auch Luftkühlung ist nach wie vor aktuell – zum Beispiel destillieren die Soluna-Werke mit Luftkühlung, auch der in ›Hermes‹ 4 und 5 beschriebene Alembic geht sehr gut.

Dann ein Sortiment an feuerfesten Glasbechern, wie sie im Laborhandel gängig sind. Je zwei in den Größen 25, 100 und 250 sowie einer von 500 ml dürften genügen. Es gibt sie im übrigen auch meist ohne Zusatzkosten mit einer groben Markierung des Füllvolumens, die einem beim Abschätzen von Flüssigkeitsmengen hilft. Wir benötigen sie zum Mischen von Flüssigkeiten, zum Auflösen, können darin Flüssigkeit zum Sieden erhitzen, auskristallisieren usw. Man kann sie im allgemeinen aber auch leicht durch haushaltsübliche Gläser oder passende Steingut-, Emaille- oder Edelstahltöpfe ergänzen.

Ferner ein entsprechendes Sortiment an sogenannten Erlenmeyer-Kolben. Das sind konische Kolben mit flachem Boden, die leicht durch einen Gummistöpsel, etwas Haushaltsfolie o. ä. verschlossen werden können. Man braucht sie vor allem als Auffanggefäß beim Destillieren oder Filtrieren. Kolben mit Normschliff (auch »Jodzahlkolben« genannt) eignen sich auch als Destillationskolben, die man direkt auf einer Elektroplatte verwenden kann.

Zum Filtrieren benötigt man einige Glastrichter. Je einer mit 6 und 10 cm Durchmesser reichen für normale Arbeiten aus. Ganz kleine Trichter (3—4 cm) dienen als »Reuse« beim Destillieren: das Destillat tropft durch den Trichter, wird dann aber vor übermäßiger Verdunstung recht gut geschützt.

Eine alte Emailpfanne, ein alter Kessel zum Kalzinieren. Man kann auch Pyroflam oder entsprechendes Material nehmen, das ist noch neutraler, wird aber auch nach mehrmaliger Benutzung »weich« und ist mir daher auf Dauer zu teuer. Von Edelstahlschalen, die es im Küchenbedarf oft billig gibt, rate ich ab. Nach meiner Erfahrung geben sie Metalle an das Salz ab, vor allem, wenn man in einem offenen Feuer arbeiten kann.

Ein paar Porzellan- oder Steinzeugtiegel zum Kalzinieren der Asche bzw. Salze, normales Fassungsvermögen bei 20—50 ml. Die Größe muß man zur Heizmöglichkeit passend wählen. Man kann sich größeres »Geschirr« auch von einem Töpfer aus hochbrennendem Ton oder Steinzeug drehen lassen.

Einige flache Porzellan- oder Glasschalen zum Eindampfen bzw. Kristallisieren von Salzen, jeweils ein bis zwei mit 8—15 cm genügen. Zum Abdecken kann man sogenannte Uhrgläser nehmen, die es in fast alllen Durchmessern billig gibt.

Für die klassischen Prozesse des Destillierens benötigen wir dann ein gewisses Sortiment an Kolben und Kühlaufsätzen. In den vergangenen Jahrzehnten haben sich in diesem Bereich Geräte mit genormten Kegelschliff-Verbindungen allgemein durchgesetzt. Sie ermöglichen den raschen und weitgehend vakuumdichten Aufbau auch von recht komplizierten Anlagen nach dem Baukastenprinzip. Wie bei Lego, Fischertechnik oder der elektrischen Eisenbahn kann man klein anfangen und mit wachsender Erfahrung und wachsendem Bedarf ausbauen. Es ist sinnvoll, sich hierbei auf eine einheitliche Schliffgröße zu beschränken. Am verbreitetsten ist die 29er. Besonders für Destillierkolben hat dieses Maß aber einen nicht unerheblichen Nachteil: die lichte Weite ist eng, man muß die Pflanzenreste oft mühsam herausstochern. Günstiger in dieser Hinsicht sind 45er Schliffe. Auf die Größe der Ansatzteile kommt man dann durch Reduzierstücke.

Zum grundsätzlichen Vorgang bei der Destillation und Aufbau der Anlage finden Sie einiges in ›Hermes‹ 4.

Was Sie dafür vor allem brauchen:

  • Einige Kolben von 0,5—2 Liter.
  • Einen Destillieraufsatz (zum Beispiel Claisen-Brücke), die den Kolben mit dem Kühler verbindet.
  • Einen Liebigkühler (weitere, intensivere Kühler wie Kugel-, Schlangen-, Intensivkühler können zum Beispiel für Circulationen notwendig sein).
  • Einen Ölabscheider (siehe Hermes 3), falls Sie das ätherische Öl, das bei der Pflanze für den flüchtigen Sulphur steht, vor weiteren Arbeiten darstellen wollen.
  • Ein Stativ mit Befestigungsmaterial vor allem ein paar Kreuzmuffen und verstellbare Klemmen mit verschiedenem Durchmesser. Bei dauerhaften Labors ist es sehr praktisch, wenn man an der Wand mit festen Stahlwinkeln oder Regal-Bodenträgern (Schienensystem) verschweißte Stahl-Rundstäbe montieren kann.

Meßgerät:

  • Thermometer mit einem Messbereich von ca. –10 bis +120°C zum Kontrollieren der Destillation.
  • Messzylinder, zum Beispiel 100 und 250 ml, zum Abmessen von Flüssigkeitsvolumina.
  • Senkspindel zur Dichtebestimmung (hieraus kann man zum Beispiel den Alkoholgehalt ablesen).
  • Elektronische Küchenwaage (möglichst 1 g-genau).

Die Genauigkeiten dieser groben Gerätschaften reicht aus, wenn wir nicht genau analytisch arbeiten wollen.

Kleinteile und Verbrauchsmaterial wie zum Beispiel: Gummi- oder besser Silikonschläuche für die Wasserkühlung, Glasstäbe zum Rühren, Siedesteinchen, Universal-Indikatorpapier, Flaschenbürsten, Soda und Salzsäure zum Reinigen der Glasgeräte

Weitere nützliche Geräte, aber nicht unbedingt notwendig:

Soxhlet-Extraktor, Ausdehnungsgefäße, Aludel-Kolben, Retorten, Gaswaschflaschen, Filternutschen, Vakuumpumpen, Scheidetrichter und vieles andere mehr.

Wenn Sie Ihren Wunschzettel schreiben, denken Sie immer wieder daran, mit welch einfachem Gerät die alten Meister ihre Ergebnisse erzielt haben. Sie werden dann viel bescheidener. Auf die tolle Laborausstattung kommt es nicht in erster Linie an – ebensowenig auf die tiefe wissenschafts-chemische Vorbildung. Beides kann auch eine Bremse für die geistige Befruchtung durch die Arbeit selbst sein. In diesem Sinne wünsche ich fruchtbares Arbeiten.

Karl Hollerbach

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