Lunz – Ybbstalerhütte – Tag 1

Lunz am See

Mit etwas mehr Freizeit als Eltern sollte es diesmal eine etwas längere Wanderung werden. Deshalb haben sich Martina und ich für eine Rundwanderung in den Ybbstaler Alpen entschieden. Ausgehend von Lunz am See sollte es am ersten Tag zur Ybbstalerhütte gehen und am zweiten Tag dann weiter auf den 1.878 Meter hohen Dürrenstein und wieder retour nach Lunz am See.

Start in Lunz über den Seekopf

Bei der Wahl unserer Route haben wir uns an einer Empfehlung des Alpenvereins orientiert. Da wir als unseren persönlichen Start- und Zielpunkt das neue Haus der Wildnis im Zentrum von Lunz ausgesucht hatten, mussten wir noch ein kurzes Stück bis zum Einstieg in die Route am Lunzer See wandern. Der Weg vom Ortszentrum führt über eine wunderschöne alte Holzbrücke und vorbei an romantischen Häusern an der Ois. Der Einstieg zum Wanderweg liegt unmittelbar beim See. Dieser Zugang war allerdings gar nicht so einfach zu finden. Eine Schautafel und einige Dixi-Toiletten verdeckten die Markierungen.

Die Wanderung begann gleich mit einem steilen Anstieg in Richtung Seekopf, einer Anhöhe auf der Südwestseite des Sees. Vorbei an einer laut blubbernden Quelle ging es nach dem Verlassen des Waldes auf einer Forststraße weiter. Entlang der Straße konnten wir dabei wunderschöne Tagfalter beobachten: Kaisermantel, Tagpfauenauge, Admiral, Taubenschwänzchen, Dickkopffalter. Neben dem Glück einer Zeitlupenaufnahme des Taubenschwänzchens konnte ich dabei auch die Form valesina des Kaisermantels fotografieren. Auffällig waren auch einige sehr große Exemplare von Lungenflechten an den Bäumen.

Der Lechnergraben

Nach etwa zwei Stunden erreichten wir den Lechnergraben. Steil setzte sich der Aufstieg durch diesen wildromantischen Graben fort. Zahlreiche Orchideenarten waren am Weg zu finden: Geflecktes Knabenkraut, großes Zweiblatt, Stendelwurz, Händelwurz, Vogelnestwurz und Kugelorchis im oberen Teil waren echte Highlights. Daneben konnten wir herrliche Türkenbundlilien, gelben Fingerhut, blauen Eisenhut, Alpenflockenblume, Trollblume und die kugelige Teufelskralle bewundern. Immer wieder tauchten auch die Alpenrose, Schneerose und Maiglöckchen am Wegesrand auf. Der Weg war zwar steil aber der Wald spendete kühlen Schatten an diesem sehr heißen Tag mit gut 30 Grad Celsius. Wasserstellen mit Trinkwasser sind rar und wir waren froh ausreichend Trinken mitgenommen zu haben. Die Schlucht selbst ist äußerst beeindruckend. Die alten, umgefallenen Buchen bilden einen Totholzbestand, der in anderen Wäldern heutzutage leider fehlt. Stellenweise verläuft der Wanderweg entlang des Baches. Hier konnten wir immer wieder größere Gruppen von Schmetterlingen beobachten. Vor allem Bläulinge und unterschiedliche Mohrenfalter. Auch einen großen Schillerfalter konnte ich sehen. Das größte Exemplar, das mir je untergekommen ist.

Der Lechnergraben ist zwar eine steile und recht anspruchsvolle Wanderung, aber wegen der wunderschönen Landschaft, dem beeindruckenden und urtümlich wirkenden Wald und den zahlreichen Begegnungen mit verschiedenen Tier- und Pflanzenarten war es für uns eine sehr lohnenswerte Anstrengung. Diese vielen Ablenkungen haben auch dazu beigetragen, dass wir um einiges länger unterwegs waren, als auf den Wandertafeln als durchschnittliche Dauer für den Weg angegeben ist.

Die Ybbstalerhütte (1.343 Meter Seehöhe)

Das Ziel des ersten Tages war die Ybbstalerhütte. Erreicht haben wir die Hütte nach etwa sechs Stunden Aufstieg. Das letzte Stück zur Hütte führt über grüne Almwiesen, auf denen immer wieder Dolinen zu sehen sind. Das sind meist trichterförmige Vertiefungen in der Karstlandschaft, die dadurch entstehen, dass das Regenwasser den Kalk über die Jahrtausende hindurch auswäscht. Auch die typische Almvegetation mit weißem Germer und Alpenampfer stellt sich hier ein. Vor der Hütte sind vereinzelte Fichten zu finden. Große Flächen mit Baumstümpfen zeugen von einem ehemaligen Fichtenforst. Diese dürften dem Windbruch zum Opfer gefallen sein.

Die Alpenvereinshütte Ybbstalerhütte wird von der Hüttenwirtin Inge Wurzer bewirtschaftet. Die sympathische und umsichtige Frau bemüht sich redlich um eine bodenständige, ehrliche Küche und die Gastfreundlichkeit durchströmt die ganze Einrichtung. Martina und ich haben uns nach einem anstrengendem ersten Tag super umsorgt und sehr wohl gefühlt. Man kommt in den Bergen offenbar nicht nur dem Himmel, sondern auch den Menschen näher. Ein köstliches Abendmahl und ein ruhiges, komfortables Zimmer haben uns dann in unseren wohlverdienten Schlaf begleitet.

weiter zum Tag 2

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