Nach langem, erholsamen Schlaf konnten Martina und ich uns auf der Ybbstalerhütte mit einem sehr guten Frühstück für die bevorstehende Wanderung auf den Gipfel des Dürrenstein stärken. Beim Frühstück ergab sich auch noch einmal ein ausführliches Gespräch mit der Hüttenwirtin Inge Wurzer über die Bedeutung ehrlicher Lebensmittel für die Gastronomie. Vor allem auch, wie wichtig ihr selbst dieser Zugang ist. Auch über die Geschichte der Region und einige Geschichten aus der Region haben wir von Inge erfahren. Ein besonderes Geschenk hat sie mir (Reinhard) dann auch noch zum Abschied mitgegeben. Inge hat mir das sehr spannende Buch „Der Kältesee“ von Hans Geißlhofer über die Geschichte der Familie Kupelwieser-Wittgenstein geschenkt. Nachdem ich durch meine Urgroßeltern selbst in der Region in und um Lunz verbunden bin, schätze ich diese Lektüre sehr. Damit kann ich wieder etwas über das Umfeld meiner Vorfahren in Erfahrung bringen.
Start zu Gipfel
Gestärkt und mit viel neuem Wissen ausgerüstet sind Martina und ich dann losgegangen. Über Almen führte der Weg hinauf zum Gipfel des Dürrensteins, dem zentralen Berg des Wildnisgebietes Dürrenstein-Lassingtal.
Der Weg beginnt entlang einer Forststraße und zieht sich dann quer über Almen vorbei an der Legsteinhütte. Unzählige Blüten der verschiedenen Pflanzen begleiteten uns auf der Wanderung. Vorbei an Türkenbundlilien, Läusekraut, Hauswurzen und verschiedenen Schafgarben ging der Weg bergauf in die Latschenregion. Die Latschen sind die letzten baumartigen Pflanzen, die in diese Höhen vorstoßen. Noch etwas höher ab etwa 1.600 Metern findet man auch keine Latschen mehr. Vereinzelt sahen wir noch Schneefelder in großen, beeindruckenden Dolinen.
Der Dürrenstein (1.878 Meter Seehöhe)
Nach etwa zweieinhalb Stunden erreichten wir dann den Gipfel. Ohne gastronomisches Angebot in seiner näheren Umgebung bleibt der Gipfel des Dürrenstein verschont von großen Touristenmassen. Faszinierend ist die Weitsicht, die sich oben bietet. Frischer Wind brachte uns etwas Kühlung und die Alpendohlen zeigten uns ihre Kunststücke. Neugierig kommen diese klugen Rabenvögel näher, um nachzusehen, ob die Wanderer nicht etwas Essbares mit ihnen teilen. Vom Gipfelkreuz aus kann man in das weit unten liegende Steinbachtal und in das Büllenbachtal im Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal sehen. Unser nächstes Ziel, der Obersee lag hingegen auf der entgegengesetzten Seite noch von einigen Kuppen verdeckt.
Nach kurzer Rast am Gipfel haben wir den Abstieg dann in Richtung Obersee begonnen. Wieder konnten wir wunderschöne Pflanzen und Tiere in dieser Alpenregion entdecken und beobachten. So begegneten wir der prächtigen Meisterwurz, großen Beständen von Rosenwurz oder verschiedene Arten von Enzian. Vereinzelt haben wir auch Pflanzen des Rhellicanus-Kohlröschens und des Weißzüngels entdeckt.
Der Obersee (1.113 Meter Seehöhe)
Über die saftigen Almwiesen der Herrenalm führte uns der Weg hinunter zum Leonhardikreuz auf rund 1.400 Höhenmeter. Wir haben die Herrenalm rechts liegen lassen und erreichten nach etwa einer Stunde Abstieg den idyllischen Obersee. Etwa drei Stunden haben wir für den Abstieg vom Gipfel des Dürrenstein bis zum smaragdgrünen Obersee gebraucht. Dieses faszinierende Gewässer gehört sicher zu den schönsten Moorseen Österreichs. Hunderte von Libellen und Seejungfern, Sumpfschachtelhalm und Torfmoose prägten den ersten Eindruck. Schwingrasen bilden einen auf dem Wasser schwimmenden Boden und eine kleine Insel in der Mitte des Sees ist kennzeichnend für das Naturjuwel.
Der Weg nach Lunz
Kurz nach dem Obersee, an der Rainer Quelle, konnten wir unsere Wasservorräte mit frischem, klaren Quellwasser wieder auffrischen. Bei den hohen Tagestemperaturen war das auch schon dringend notwendig. Beeindruckend war der Abfluss des Obersees, der sich in einem mit Moosen ausgekleideten Bachbett nach unten ergoss. Wir begleiteten den Abfluss entlang auf der Forststraße. Zahlreiche Falter wie C-Falter, Schönbär und Kaisermantel begleiteten uns hier. Wir passierten den 60 Meter hohen Ludwigfall und rasteten kurz noch am Mittelsee, an dem Wildenten auf Futter von den Touristen warteten. Nach insgesamt acht Stunden erreichten wir müde aber glücklich den Lunzer See. Vorbei am Wasser-Cluster Lunz, der eine gemeinsame Einrichtung der Universität Wien, der Universität für Bodenkultur und der Donau Universität Krems ist. Der Wasser-Cluster hat sich der Erforschung des Lunzer Sees verschrieben. Entlang des Lunzer Sees auf seiner Südseite erreichten wir dann Lunz, wo wir dem Seebad nach der anstrengenden Fototour einen erfrischenden Besuch abstatteten. Abschließen stärkten wir uns noch im Restaurant Seeterasse. Etwa 420 Fotos konnten wir von der beeindruckenden Gegend, vielen Pflanzen und auch einigen Tieren machen, von denen wir einige hier zeigen.